Eine Revue wie alles began.
In unserer Kindheit haben wir im Oktober immer darauf gewartet, endlich den Nikolaus zu sehen. Und als saterländer Kind war man privilegiert, sich neben dem offiziellen Nikolaustag noch ein weiteres kleines Tütchen mit Keksen und Schlickerein im Rahmen des jährlichen Adventsmarktes in Ramsloh direkt beim Nikolaus und seinen Helfern abzuholen. Während Mama und Papa sich mit Kollegen, Freunden und Bekannten an der Glühweinbude ein rotes Näschen antranken, kauften wir uns Lose am Stand des Schreibwarengeschäftes und spielten mit unseren Gewinnen.
Früher fand der jährliche Adventsmarkt Ramsloh immer bei unserem lokalen Pfarrheim statt. Ich erinnere mich, dass mein Vater immer vorzeitig mit unserem grünen Atlas-Radlader und gemeinsam mit einigen Helfern die Lichterketten aufhing, Buden aufstellte und ich mich folglich darauf freuen durfte, dass der Adventsmarkt ansteht.
Meine Erinnerungen dazu sind schön. Ich habe mir eine Pommes Mayo beim Frauenchor gekauft, nachdem meine Mutter mir zum abertausenden mal 2DM in die Hand drückte. Den Rest von meinem ergaunerten Geld verprasste ich natürlich an der Losbude, in der Hoffnung den Hauptgewinn zu ziehen. Diese Erinnerungen verblassten, nachdem ich älter wurde und das Ganze den schönen kindheitlichen Reiz verlor. Die Tage wurden als regnerisch empfunden, man spürte plötzlich so etwas wie Kälte und man musste sich entscheiden, ob man das gemütliche Sofa und einen Film gegen den Besuch einer lokalen Veranstaltung eintauscht.
Gefühlt haben die Besucherzahlen für mich auch abgenommen. Liegt vermutlich an der immer weniger werdenden Bereitschaft der Jugend lokale Veranstaltungen zu besuchen und am fortschreitenden demografischen Wandel in Deutschland – um mal ein Fachwort einzubringen. Jedenfalls musste das Konzept verändert werden.
Die Werbegemeinschaft Ramsloh (Organisator vom Advents- und Kramermarkt) setzte sich also zusammen und beriet sich über potentielle Möglichkeiten, moderner, wetterbeständiger und attraktiver für Publikum zu werden. Folglich, wurde unser Betriebshof – genauer die Lokalität unserer ehemaligen Gärtnerei – als neuer Veranstaltungsort ausgewählt. Die Teilnehmer wurden um einige neue ergänzt und das Ganze wurde flächenmäßig etwas komprimiert, um eine lauschige Atmosphäre zu schaffen. Neben dem Familientag mit Nikolaus, wurde ein „Erwachsenentag“ eingeführt, um den Advent einzuläuten und somit wurde die Veranstaltung langfristig auf das 1. Adventswochenende vorverlegt.
Am 28. und 29. Oktober 2015 geschah quasi der Testlauf mit allen seinen Veränderungen und ich muss sagen, das Ganze hat mir ein bisschen meine Kindheitsvorstellung zurückgebracht. Neben vielen glänzenden Lichterkettten und Lichtinstallationen, einem kleinen Kinderkarussel, dem obligatorischen Nikolausbesuch und Kuchen-Essen am Sonntag, entdeckte man nun auch „auswärtige Gesichter“ und viele junge Leute. Kinder drängelten am Losstand darum, als erster das Gewinnlos ziehen zu können, Erwachsene standen mit rotem Näschen herzhaft lachend in geselligen Runden und auch der Regen konnte der Stimmung nichts anhaben. Wir freuen uns auf das kommende Wochenende, viele Besucher und darauf, dass lokale Veranstaltungen wieder mehr Reiz gewinnen.